Ein Seemann war er wohl eher nicht, wohl aber ein Wassermann. Siegfried Lenz, einer der ganz bedeutenden und auch populären Autoren der deutschen Nachkriegszeit, hatte eine besonders innige Beziehung zum Wasser, zum Meer, und zu den Menschen, die an und auf dem Wasser leben und arbeiten. Der Publizist und Kulturredakteur Hanjo Kesting hat aus dem umfangreichen Werk von Lenz etliche Texte ausgewählt und in einer Anthologie zusammengefasst, die „Wasserwelten“ eben.
Im Vorwort dazu schreibt Kesting: „Das Wasser ist in seinen Romanen und Erzählungen allgegenwärtig, in allen Erscheinungsformen durchzieht es sein Werk: als Meer, als Fluss, als See, als Hafen. Ebbe und Flut bestimmen seinen Rhythmus, Inseln, Küsten, Fjorde, große und kleine Schiffe bilden seine Schauplätze.“ Und weiter: „Es sind aber nicht die fernen Gewässer der Südsee oder der Karibik, zu denen er sich hinträumt, sondern die heimatlichen Gewässer, die er aus eigener Erfahrung kennt: Nordsee und Ostsee, das Wattenmeer, die nord- und ostfriesischen Inseln, die Seen Dänemarks und Schleswig-Holsteins, die Elbe, der Hamburger Hafen.“
Das macht diese Geschichten für die meisten von uns umso greifbarer. Wobei es ja immer um die Menschen geht, um deren Schicksale, den Kampf ums Überleben. Einmal geht es um eine Flucht aus dem Dritten Reich, natürlich über die Ostsee, die leider tragisch endet („Stimmungen der See“). Ein anderes Mal ist seine eigene Desertion kurz vor Kriegsende in Dänemark das Thema („Ich zum Beispiel“). Es gibt aber auch eine Einführung ins Angeln oder eine kleine Liebesgeschichte, die sich an einem Stück Treibgut am Strand entspinnt.
Ein echtes Lesevergnügen für alle Menschen, die sich, wie Lenz, dem Wasser, der Küste, dem Meer verbunden fühlen. Unbedingt empfehlenswert!
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