Rolf-Bernhard Essig: Ein Meer ist eine See ist ein Ozean

Wie Ärmelkanal, Rossbreiten und Ochsenbauchbucht zu ihren Namen kamen:

Ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg – so oder ähnlich textete Sven Regner in einem seiner wunderbaren Element-of-Crime Songs, jeder davon eine kleine Geschichte an sich. Ginge es nach diesem Satz, lebten wir tatsächlich unter Zwergen. Das beweist jedenfalls das zweite Buch dieser Art von dem Sprachbetrachter Rolf-Bernhard Essig auf unterhaltsame Weise. Da stellen sich so verblüffende Fragen, warum es beispielsweise ein Rotes Meer, ein Gelbes, ein weißes und ein Schwarzes gibt – aber kein Blaues? In welcher Mitte liegt das Mittelmeer? Gibt es ein Leben im Toten Meer? Das und vieles mehr erfährt man bei der Lektüre dieses originellen Buches, auch so einiges über die Namen von Gewässern, Kaps oder Buchten, die Geschichte und Geschichten erzählen.

Dieses Buch kann man immer wieder zur Hand nehmen: Aufschlagen und an beliebiger Stelle anfangen zu lesen. Essig beschränkt sich bei seinen Betrachtungen natürlich nicht nur auf die Namensgebung, man lernt ganz en passant so einiges über Ozeanografie – zum Beispiel über den Golfstrom, den es so eigentlich gar nicht gibt, denn „er bestehe aus vielen, geradezu autonom wirkenden gigantischen Wirbeln und komme zustande wegen des Süd-Äquatorialstroms, der an der südamerikanischen Küste nordwestlich in die Karibik ziehe, wobei er Amazonaswasser mitnehme.“ Und weiter: „Zunächst einmal ist der Golfstrom eine Macht: fünfundachtzig Millionen Kubikmeter pro Sekunde am Kap Hatteras. Ein reißender Strom, zwischen fünfzig und hundert Kilometer breit und tausend Meter tief.“ Das sind beeindruckende Fakten, die auch jedes Small Talk Geplauder durchaus angenehm bereichern könnten.

An anderer Stelle noch einmal hinein gelesen – hier erfahren wir, warum Kubas berühmte „Schweinebucht“ eben so heißt, tatsächlich aber bedeute der spanische Name „Bahia de Cochinos“ nicht wirklich Schweinebucht, wie es auch jeder Spanier sofort denken würde, sondern „Bucht der Drückerfische“, denn Cochinos sei eine vor allem im mittelamerikanischen Spanisch verbreitete Bezeichnung für die Drückerfische. Dass der Name Schweinebucht aber besser zu der gescheiterten US-amerikanischen Invasion Kubas im Jahre 1961 passte und sich deshalb auch schnell in der Weltpresse und dem allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzte, wird hier so humorvoll wie detailgetreu erzählt.

Das Lesevergnügen wird noch bereichert und gesteigert durch die wunderbaren Illustrationen von Papan, den viele noch aus dem guten alten „Stern“ kennen, denn für diese Illustrierte zeichnete er 20 Jahre lang. Ein rundum gelungenes Buch, welches ich an dieser Stelle vorbehaltlos empfehlen kann!

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