GFK-Classics: Ob ein Boot ein Klassiker ist, oder auch nicht, hängt nicht vom Baumaterial ab. Vor gut 40 Jahren in etwa hat noch niemand daran geglaubt, dass alle die alten Holzboote, die damals niemand mehr haben wollte, weil es ja die schicken modernen GFK-Boote gab, irgendwann zu begehrten Klassikern werden würden. So wird es auch mit vielen GFK-Yachten aus dem 20. Jahrhundert gehen. Heute alte Schiffe, morgen: Top restaurierte, begehrte Klassiker.
Und warum nicht. Viele Entwürfe aus dieser Zeit sind auf ihre Art ebenso schön und klassisch wie die hölzernen Klassiker aus den 1930er bis 1950er Jahren. Zeitlos elegant, gut segelnd. Nur dies nicht: schwimmende Ferienwohnungen mit enorm hohen Bordwänden, senkrechten Steven und Hecks, so breit wie Scheunentore (die beliebten ausklappbaren Badeplattformen). Klar haben diese Schiffe ihre Vorteile und Berechtigung für heutige Käufer, die Wert auf viel Platz und Komfort legen, weniger auf, eben, klassische und ästhetische Merkmale. Aus einer Zeit, als eine Yacht noch entworfen wurde, um eine möglichst elegante und damit ja fast auch automatisch gut segelnde Segelyacht zu sein, und sonst nichts. Mit naturgemäß begrenztem Raumangebot an Bord. Wer ein Ferienhaus haben wollte, kaufte sich damals eben eins, aber keine Yacht.
Natürlich gibt es auch Entgleisungen aus der Anfangszeit des GFK-Serienbootsbaus, vor allem in den Boomjahren der 1970er, die aus heutiger Sicht ja auch in vielen anderen Bereichen als Jahrzehnt der ganz eigenen und besonderen Ästhetik berühmt sind, die weder damals noch heute jedem gefällt. Das liegt neben dem Zeitgeist auch daran, dass Designer und Werften mit dem neuen Material GFK allmählich vertrauter wurden und entdeckten, welch unglaubliche Formen man daraus bauen konnte – das frühere Baumaterial Holz hatte ja von sich aus schon für mehr oder weniger strakende Linien gesorgt, anders ließ es sich ja gar nicht verarbeiten. Gleiches gilt für die Verbände, vor allem Rumpf-Kiel Verbindungen und Ruder. Wo Kiele einst ein integraler Bestandteil des Rumpfes waren, und die Ruder im Wesentlichen ebenso, konnten sie nun unter eine flache Bilge einfach untergebolzt werden. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, wie das von Francis Sweisguth schon 1910 entworfene Starboot, oder die von Nathanael Herreshoff (1848 bis 1938…