Catnip: Dies ist eine echte Entdeckung und – noch – ein Geheimtipp. Ein Segelroman, der seglerisch und atmosphärisch stimmt, dabei spannend ist, und der sich locker liest. Hier wird die Welt der Liveaboards, die der Autor offenbar aus eigenem Erleben gut kennt, ebenso treffend wie authentisch dargestellt. Orte der Handlung sind die Algarve, das Grenzgebiet von Portugal und Spanien sowie der Fluss Guadiana. Schließlich geht es noch in Richtung Kanaren … aber mehr will ich hier gar nicht verraten. Die Story ist inspiriert durch James Wharram, was dankenswerterweise im Buch auch explizit erwähnt wird. Mehr noch, das Buch von James, der Klassiker „Two Girls, two Catamarans“, wird direkt genannt – klasse! Nun ist die Geschichte von James, Ruth und Jutta dann doch eine etwas andere. Aber auch bei Catnip entwickelt sich die Story um eine Dreierbeziehung. Hier allerdings von drei jungen Menschen, die alle auf der Flucht vor sich selbst sind. Catnip bietet auch einen Einblick in die für mein Empfinden durchaus etwas schwierige Szene der YouTuber und Aussteiger. Und dabei macht es Lust aufs Segeln, auf das Leben an Bord – aber klar, Gerd ist ja selbst ein langjähriger Liveaboard!
Fazit: Eine unbedingte Leseempfehlung!
Ich fragte den Autor, Gerd-Gustl Müller:
Dies ist ja nicht dein erstes Buch, du hast ja schon mindestens ein weiteres geschrieben?
Ja, in meinen jungen Jahren, in Berlin, habe ich zwei kleine Jugendbücher geschrieben: „Zoff“, erschienen im Basis Verlag und dann „Der Job“ im Weismann Verlag und später noch mal bei Ravensburger neu aufgelegt. Den „Job“ hat ja Mac Conin gerade bei Kontrabande neu verpackt. Gleich nach dem „Job“, buchstäblich direkt nach der Frankfurter Buchmesse, bin ich dann nach England aufs Boot gezogen.
Was hat dich dazu gebracht, Catnip zu schreiben? Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ich hab in den letzten Jahren die Segel-Vlogger Szene verfolgt, und fand das immer wieder klasse zu sehen, wie sich da eine neue Generation junger Segler formiert, die nicht aus den traditionellen Vereinen und Schulen kommt, sondern sich einfach die ollen GFK-Kähne greift und wieder herrichtet. Was sie verbindet sind die YouTube Vlogs von Vans, Radreisen, Tiny Homes und Narrowboats. Das erinnert mich an unsere wilden Selbstbauerjahre, wir waren genauso dreckig, verrückt und abgebrannt. Heute kann man ein altes Boot für weniger kaufen, als es damals kostete, einen Stahlrumpf selbst zu bauen. Und lernen tut man auf YouTube. Und manchmal geht es auch richtig schief …
Beim Schreiben wuchs das dann für mich zusammen, zwischen uns Moitessier-Lesern von damals und den Patreons von heute liegen viel weniger als die vierzig Jahre.
Das Leben als Liveaboard wird ja so authentisch beschrieben, offenbar kennst du es aus eigenem Erleben. Kannst du kurz erzählen, wie lange, wann und wo du unterwegs warst als Liveaboard?
Wie gesagt, nach „Der Job“ sind wir nach England gegangen, geplant erst nur für ein Jahr, aber richtig zurückgekommen bin ich nie. Wir haben dann eine alte hölzerne Amethyst, gebaut in Gdansk, gekauft und hergerichtet. Damit sind wir nach Frankreich, und dort bin ich dann viele Jahre geblieben. Dort habe ich das Boot verkauft, ein 10-Meter Stahlboot, und nebenher noch ein paar Rümpfe gebaut, auch Mitsegelcharter und Touren angeboten. Später habe ich dann bei einer großen französischen Werft im Verkauf gearbeitet, deren Auftritte bei Bootsausstellungen organisiert und Segelyachten so um die 60 Fuß verkauft und die Eigner betreut. Inklusive Überführungen nach Madeira, mehrmals von der Biskaya zu den Balearen, von Venedig nach Korfu. Bei den Überführungen haben wir auch in der Algarve gestoppt, und ich hatte französische Liveaboard Freunde, die damals zwischen dem Guadiana und Marokko pendelten. Da möchte ich schon noch mal einen Winter verbringen! Später bin ich dann für ein paar Jahrzehnte wieder „eingestiegen“, und habe lange in Kroatien und auch in Ungarn in der IT- Branche gearbeitet. Aber seit ich nicht mehr arbeite, lebe ich wieder auf dem Boot.
Was kommt als nächstes Buch von dir? Gibt es dazu schon Ideen?
Ich hatte immer irgendwie so ein paar Fragmente und Ideen zu Geschichten auf der Festplatte, und nachdem mir der Mac Conin vom Kontrabande-Verlag so schön Mut gemacht hat, kram ich da wieder drin rum. Konkret ist noch nix, aber ich fang sicher bald wieder was an!
Das Buch „Catnip“ als e-book gleich hier im Literaturboot-Buchladen herunterladen!
Catnip auf der Webseite des Verlages.
Das Buch „Der Job“ auf der Webseite des Verlages.
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