Hier entsteht etwas Neues: Die „Bay Kiel“. Ein Hafen, aber noch viel mehr als nur das. Ein Hafen als Community? Auch das, aber nicht nur auf den Stegen und unter den Hafenliegern, sondern vor allem auch an Land. Ist es also eine Art Nachbarschaftsprojekt in diesem kleinen Kieler Stadtteil? Vielleicht auch das. Schauen wir also mal, wie es sich entwickelt. Es ist in jedem Fall ein hoch interessantes Projekt, es ist komplex und vor allem auch ambitioniert. Nicht zuletzt, weil hier so viele verschiedene Aspekte und Aktivitäten unter einem Hut vereint werden sollen, und das ganz ausdrücklich unter der Einbeziehung der BewohnerInnen des Stadtteils.
Was genau passiert hier?
Dazu müssen wir etwas ausholen. Es geht um das Gelände in der Bucht von Kiel Pries-Friedrichsort, neben dem großen Sportboothafen Stickenhörn im sogennanten „Plüschowhafen“. Jahrzehntelang war dies militärisches Sperrgebiet und, nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, Sitz und Heimathafen des „British Kiel Yacht Club“ für englische Militärs. Die britischen Streitkräfte hatten sich bezüglich ihres Yacht-Clubs mittlerweile anders orientiert, und die Stadt Kiel konnte das Gelände vom Bund erwerben. Was natürlich nun die Frage nach der zukünftigen Nutzung dieses Grundstücks in wirklich begehrter Wasserlage aufwarf. Glücklicherweise hatte die Stadt Kiel hier ein „öffentliches Konzeptverfahren“ ausgeschrieben, um diese Liegenschaft möglichst sinnvoll für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Ideen und Visionen waren also gefragt und um es kurz zu machen – das Verfahren zog sich tatsächlich über einige Jahre hin: Am Ende entschied sich die Ratsversammlung der Stadt Kiel dafür, einen Teilbereich der Flächen an die Initiatoren eines Konzepts zu vergeben, welches klangvoll auf den „Dialog von Kultur, Natur und Wissenschaft unter Einbindung der Bürger*innen der beiden Ortsteile Pries/Friedrichsort und Holtenau“ setzt, wie es auf einer Webseite der Stadt heißt.
Von der „Wanderwerft“ zur Sesshaftigkeit
Frank Sothmann segelt nicht nur seit seiner Kindheit, seit 1999 betreibt er auch den „Yacht Service Kiel“. Eigentlich Bauingenieur, hatte er nebenbei schon immer nicht nur gesegelt, sondern an Schiffen gearbeitet, sie gepflegt, gewartet, repariert und auch verkauft. Bis er sich hauptberuflich auf die Bootsbranche verlegte. Zunächst noch mit einer Halle für Winterlager und Werftbetrieb in Bornhöved, auf halben Weg etwa zwischen Hamburg und Kiel. „Aber da war irgendwann mal Ende, es war zu aufwändig, die Schiff immer so weit ins Binnenland zu transportieren“, sagt er. „Und Stephanie und ich wohnten dann auch schon in Kiel und wollten einen Standort an der Förde finden. 2012 gelang es uns, in einer ehemaligen Getreidehalle am Kieler Ostuferhafen“.
Allerdings, es war unternehmerisch ein großer Schritt. Seine Frau Stephanie Rieckhof arbeitete als Coach und
Unternehmensberaterin, aber Frank sagte: Wenn wir diese große Halle mieten, dann lass uns das auch zusammen machen. Es war eine 3500 Quadratmeter große Halle, die beiden würden auch Mitarbeitende einstellen müssen, es war also eine ganz neue Größenordnung. Stephanie war gerne dazu bereit, doch was wurde aus ihrem Coaching? „Das mache ich auch noch, aber sehr reduziert. Ich habe eine Handvoll Stammkunden und auch gelegentlich Neukunden, die immer wieder kommen, das macht dann sehr viel Spaß. Und es ist wie ein kleiner Urlaub vom Yacht Service Kiel!“
Schon 2016 aber gab es die nächste Zäsur. Die Halle wurde verkauft, die…