Das „Hotel Paraiso” ist ein schönes kleines Buch, voller Wortwitz, einfallsreicher Sprachbilder und anderer origineller Einfälle. Die Story: Frieda hütet ein, im Winter leer stehendes, Hotel für besonders reiche Gäste an der Algarve ein. Alleine, nur mit einem gutmütigen Hund, der zum Inventar gehört, sowie einem Nachtwächter und einigen Handwerkern. Und, das ist wohl das Entscheidende, mit jeder Menge seelischem Ballast im Gepäck.
Wie beim Schälen einer Zwiebel wird so ihr Innerstes Schicht um Schicht sichtbar gemacht, ihre Ängste, Zweifel und die aus ihrer Herkunft und Kindheit stammenden Probleme: Sie ist ein Adoptivkind, die leiblichen Eltern offenbar nicht Deutsch, was man ihr auch deutlich ansieht – obwohl sie das, als Kind, so noch gar nicht wahrgenommen hatte. Wohl aber, dass sie anders war als die anderen Kinder. Auch darüber reflektiert sie nun.
Wer hier eine Story sucht oder wenigstens etwas dramaturgischen Drive wird leider enttäuscht werden. Und selbst in der ihr eigenen, so frischen wie originellen Sprache: Die wiederholte Beschreibung ihrer Strandspaziergänge mit Hund sind nicht wirklich fesselnd. Aber merkwürdigerweise muss ich zugeben, dass ich das Buch dennoch gerne und auch bis zum Ende gelesen habe. Es hat eben das – auch im Text erwähnte – gewisse Etwas. Auf 500 Romanseiten würde sich das sicher bald abnutzen, aber in diesem Format funktioniert es prima. Die Atmosphäre ist dicht, ihre Beobachtungen in der Algarve teils komisch, dann auch mal wieder nachdenklich. Also trotz allem ein Lesegenuss, wie wir es schon von „Beinahe Alaska“ her kennen.