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Julen Sánchez: Und dann kam einer, der hat’s einfach gemacht

Mit Fahrrad und Ruderboot von Paris nach Pittsburgh. Was für eine Idee! Warum? Weil die Bürgermeister beider Städte gemeinsam einen Appell verfasst hatten, eine Art offener Brief an die Welt, als Reaktion auf den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, dank eines durchgeknallten Präsidenten, dessen Namen ich nicht auch noch nennen muss. So wurde aus dem kreuz und quer durch die Welt jettenden Reisejunkie Julen Sánchez ein Abenteurer im Namen des Klimaschutzes. Das ist schon stark. Julen schreibt dazu in seinem Buch: „Die symbolische Brücke, die Anne Hidalgo und William Peduto in ihrem New York Times Artikel spannen möchten, zeigt, dass wir unabhängig von den Entscheidungen unserer Regierungen aus eigener Kraft für unsere gemeinsame Zukunft einstehen können.“ Und daraus entsteht Julens abenteuerlicher Plan, diesen Gedanken in die Praxis umzusetzen: „Mit dem Fahrrad will ich von Paris bis an die Atlantikküste Portugals fahren, von dort mit einem Ruderboot den Atlantik bis nach Florida überqueren und im Anschluss die US-amerikanische Ostküste bis nach Pittsburgh hochradeln.“

So weit, so gut. In der dann folgenden Beschreibung der Reise, auf deren Lektüre ich mich wirklich gefreut hatte, jagt schon bald ein Stereotyp das andere. Dies gilt besonders für die Atlantiküberquerung, anders als der Ozean selbst ist die Sprache eher flach und langweilig – obwohl das Thema ja wirklich spannend ist. Nur, dass es hier leider hauptsächlich durch abgenutzte Floskeln beschrieben wird, die wirken, als würden sie von einer noch nicht ganz ausreichend mit Texten gefütterten KI stammen.

Abgesehen davon muss man sich schon auch fragen, was Leute im Namen des Klimaschutzes alles so unternehmen: „Emissionsfreie Langstreckenreisen sind unmöglich? Von wegen, denkt sich Julen Sánchez. Um ein Statement für den Klimaschutz zu setzen, schwingt er sich auf sein Fahrrad und radelt von Paris bis nach Portugal, wo sein Ruderboot schon auf ihn wartet“, heißt es im Werbetext des Verlages. Als ob das jetzt eine Lösung für unsere Klimaprobleme wäre – Extremsport und Ozeanrudern statt Langstreckenflug oder Kreuzfahrt? Und, mit Verlaub: Um zu beweisen, dass man über einen Ozean rudern kann, emissionsfrei, hätte er sich nicht aufmachen müssen. Das haben schon etliche vor ihm getan.

Aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir beim Buch, und das tut mir weh – aus solch einer Reise, solch einem intensiven Abenteuer einen so mäßigen Text zu machen. Aber woher soll eine KI auch wissen, was wirklich in einem Ozeanruderer vorgeht? Das hätte Julen Sanchez doch lieber selber und besser aufschreiben können – oder vielleicht auch nicht? Täusche ich mich in meiner Vermutung bezüglich der KI? Besser würde das Buch dadurch auch nicht. Das ist schade, denn dieses mutige Abenteuer hätte in jedem Fall ein ausdrucksstärkeres Buch verdient.

Julen Sanchez‘ abenteuerliche Reise von Paris nach Pittsburgh ist großartig, seine Leistung verdient wirkliche Anerkennung und den größten Respekt. Das Buch aber, leider, bleibt da eher etwas enttäuschend.

 

Sie können das Buch „Und dann kam einer, der hat’s einfach gemacht“ gleich hier bestellen. Oder es in der Buchhandlung Ihres Vertrauens kaufen… 

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