Elisabeth Graver: Kantika

Kantika („Lied“) – was für eine Familiengeschichte. Und es ist auch die Geschichte des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Handlung führt uns von Konstantinopel (heute: Istanbul) nach Queens, New York City, über Stationen wie Havanna und Barcelona. Es ist die Geschichte von mehreren Generationen einer Familie in mehr als nur unruhigen Zeiten; es ist eine Geschichte von Vertreibung, Resilienz, Durchhalten und der Familie als eigentlicher Heimat, wo diese rein geografisch nicht mehr erkennbar scheint.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebt die wohlhabende Familie Cohen ein komfortables Leben in Konstantinopel, einer Metropole mit internationalem Flair in dem Juden, Moslems und Christen friedlich nebeneinander leben. Vater Cohen allerdings bringt nach und nach das Familienvermögen durch und die Idylle hat ein krasses Ende, als 1914 der erste Weltkrieg beginnt. Denn das hat auch Auswirklungen bis in die eben noch friedlich koexistierende Gesellschaft Konstantinopels. Vor allem Juden, aber auch Griechen und Armenier werden ausgegrenzt in der „neuen“ Türkei, die so gar nichts mehr mit dem von Vater Cohen so geliebten Land von einst zu tun hat. Auch finanziell mittlerweile ruiniert, muss die jüdische Familie in ihrer Not ausgerechnet nach Spanien emigrieren – dem Land, aus dem die Vorfahren dieser Juden einst vor grausiger Verfolgung flohen und dass bald mit dem faschistischen Deutschland paktiert. Es ist der Beginn einer langen Odyssee vor allem für Rebecca, der Tochter, deren glückliche Kindheit in Konstantinopel ein so abruptes Ende genommen hat.

Viele genau beschriebene Details bereichern dieses Epos über eine jüdische Familie und ihre Reise, die in Konstantinopel mit seinen Steinhäusern, Gärten und alten Gräbern beginnt. Hier leben eine verlorene Zeit und ein verlorener Ort wieder auf, bevölkert von einer Vielzahl außergewöhnlicher Charaktere. Allen voran die unbeugsame Rebecca, als Ehefrau, Mutter, Näherin und Künstlerin. Es ist die Geschichte einer Einwanderin, die zwischen den Welten reist und einen Weg findet, ihr eigenes Leben neu zu gestalten.

Fazit: Eine eindrucksvolle Lektüre, die lange nachhallt und die den Begriff „Familie“ mit neuer Bedeutung füllt. Sehr lesenswert.

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