Bootsbaumeister Jan Vogt baut traditionell geklinkerte Holzjollen. Und das auf der schönen Insel Lyø am Rande des Südfünischen Inselmeeres. So kam es dazu.
Teil 2 von 2
Neben der Jolle baut Jan auch ein kleineres Ruderboot, welches sich auch sehr gut als Yachtbeiboot eignet. Und einen etwas größeren Spitzgatt-Kutter zum Segeln. Alle drei Modelle quasi in Kleinserie, sofern man hier überhaupt von „Serie“ sprechen kann. Jedes Boot wird von Hand auf Bestellung gebaut, allerdings hat er fertige Mallen und andere Arbeitsschritte möglichst vereinfacht. So kann er seine Holzboote zu einem immer noch erstaunlich günstigen Preis anbieten. „Es haben ja schon viele Bootsbauer darüber nachgedacht“, erzählt er, „dass man auch traditionellen Bootsbau in kleiner Serie bauen müsste, denn echte Einzelbauten sind heute wirklich zu teuer. Ich habe das dann einfach mal gemacht!“
Zunächst an der Schlei, dann auf Lyø. Die Insel kenne es schon sein ganzes Leben, sagt er, schon als Kind sei er oft mit seinen Eltern dort hingesegelt. Viel später, er war bereits Bootsbaumeister mit eigener Werkstatt und Familienvater, dann die Zäsur. „Dann ist meine Familie leider in Stücke gegangen. Ich habe dann über meiner Werkstatt auf 400 Quadratmetern plötzlich alleine gelebt. Eigentlich war dieses Haus ein Traum, mit Schleiblick und Dachterrasse und allem. Aber im Gegensatz zum Haus selber war meine Werkstatt zu klein geworden. Also habe ich es verkauft, um meine Werft vergrößern zu können.“
Eine neue Werkstatt zu finden erwies sich jedoch als nicht einfach, es schien einfach keine geeigneten Räume zu geben. „Irgendwann musste ich einfach mal Abstand gewinnen. Mir Gedanken machen, was ich wirklich will vom Leben. Also bin ich in mein Boot gestiegen und nach Lyø gesegelt, wie früher immer.“ Dass sich hier eine Lösung ergeben würde, hatte er allerdings nicht erwartet, aber: „Dann habe ich hier unten im Hafen festgemacht und bin hoch zum Inselkaufmann um ein Bier zu trinken, ich kannte ja noch ein paar Leute hier. Die Kaufmannsfrau fragte mich, wie es mir geht. Und das habe ich ihr dann gesagt.“
„Dann komm doch her“, habe sie geantwortet, es gäbe ja genug Platz auf der Insel. Noch am gleichen Tag wurde ihm ein leerstehender Hof gezeigt, der war ihm jedoch zu groß. Dann aber, das zweite Haus, passte. Viel Platz, auf sagenhaften 4,5 Hektar Naturgrund. In einer alten Scheune richtete er sich mit viel Arbeit eine großzügige Werkstatt ein, in das Wohnhaus nebenan zog er ein. Nun sitzen wir in der warmen Frühjahrssonne hinter dem Haus, seine dänische Freundin hat uns gerade zwei Kaffee gemacht, und der Blick schweift frei bis hinaus aufs Wasser. Unten, kurz vorm Strand, läuft plötzlich ein Rudel Rehe durchs Panorama und ich kann es kaum glauben, es ist alles so märchenhaft. „Ich könnte hier auch jagen“, lacht er. „Dazu brauchst du Grund und Boden, den habe ich hier, aber ich fische ja lieber.“ Aber wenn er frisches Wild habe wolle, tausche er mit seinen Nachbarn. „Ich gebe denen Fisch, und ein paar Tage später liegt ein totes Tier vor meiner Werkstatt. Das muss ich dann selber häuten und ausnehmen und dann geht es ab in die Kühltruhe!“ Das idyllische Inselleben kann eben auch robust sein.
Und seine Jollen passen einfach perfekt dazu. Viele Menschen begeistern sich für diese Boote, er zeigt sie auf verschiedenen Bootsmessen in Dänemark und Deutschland. Aber nur die wenigsten trauen sich auch wirklich heran. Holzboote, das klingt heutzutage eben immer auch nach viel Arbeit. Und Fachkenntnis, die längst nicht mehr viele haben.
„Also mussten meine Boote so einfach wie möglich sein, in der Pflege und Handhabung, das ist mir gelungen.“ Die Boote werden schon während des Baus bis zu 30mal mit Farbkriechöl von Owatrol geölt, bis das Holz wirklich gesättigt und imprägniert ist. „Das war es dann“, sagt er. „Innen darf man auf keinen Fall anfangen, zu lackieren. Nach der Saison reicht es, einmal mit dem Hochdruckreiniger durchzugehen und die oberste, oxydierte Sch…