Offshore Windparks auf Nord- und Ostsee: Mitten durch oder außen rum?

Im Zuge des immer größeren Energiehungers der Menschen werden vor allem die küstennahen Randmeere wie Nord- und Ostsee mehr und mehr zugestellt. Einst mit Öl- oder Gasplattformen, nun mit Windparks. Auf einigen Kursen quer über die Nord- oder Ostsee könnte man sich als segelnder schon fast wie auf einem Hindernisparcours vorkommen. Die Zeiten der romantischen Zivilisationsflucht hinaus aufs Meer sind jedenfalls ein für alle Mal vorbei und das hat nichts, oder nur wenig, mit der angestrebten und wichtigen Energiewende zu tun. Ja, der Ausbau von Windparks nimmt rapide zu, allerdings befeuert vom, ich sagte es schon, steigenden Energiebedarf der Menschen. Ebenso nimmt leider auch der Müll in den Meeren zu, trotz aller Anstrengungen dagegen, jedenfalls berichten immer mehr segelnde davon, dass sie auf dem ansonsten freien Ozean mehr Plastikmüll als Lebewesen im Meer gesehen hätten.

Aber jammern hilft ja nichts. Und hier wollen wir uns mit den praktischen Auswirkungen von Windparks auf unsere bescheidenen Nord- und Ostseetörns beschäftigen. Und obwohl der Ausbau der Offshore-Windparks ja enorm zunimmt, sollten wir uns dadurch nicht gleich verschrecken lassen. Hier dir wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

Offshore Windparks auf Nord- und Ostsee: Mitten durch oder außen rum? - Literaturboot

Warum werden so viele Offshore-Windparks gebaut?

Der Wind weht auf See meist stärker und beständiger, als an Land. So ist auch die Energieausbeute von Offshore-Windparks deutlich höher, als von vergleichbaren Anlagen an Land. Außerdem gibt es keine Proteste von Anwohnern in näherer Umgebung…

Kann man durch Windparks hindurch segeln?

Man kann, natürlich immer in Abhängigkeit der Wassertiefe und der aktuellen Wetterbedingungen. Die einzelnen Windräder stehen ausreichend weit auseinander und sind auch hoch genug, dass man mit einer durchschnittlichen Segelyacht problemlos hindurch segeln kann. Plötzliche Winddreher oder Fallböen werden durch die Räder nicht ausgelöst.

Bei schlechter Sicht oder starkem Wind sollte man lieber nicht hindurch segeln. Arbeits- oder Versorgerboote sind schnell und, im Windpark, oft nur spät zu sehen. Wenn möglich, sollte man auf UKW den Arbeitskanal des Windparks abhören. Aktuelle Seekarten sollte man immer nutzen (in Deutschland ist das auch vorgeschrieben).

Darf man durch Windparks hindurch segeln?

In Dänemark und in den Gewässern Großbritanniens ja. In Deutschland nur auf der Ostsee und, ebenso wie in den Niederlanden und Frankreich, mit folgenden Einschränkungen: Das Boot darf maximal 24 Meter lang und höchstens 12 Knoten schnell sein, ein aktives AIS ist obendrein vorgeschrieben. Nicht erlaubt ist die Durchfahrt von Windparks in Belgien und in der deutschen Nordsee. Ausnahmen hier sind die Windparks „Nordsee Ost“, „Dan Tysk“ (nur im Sommer, vom 1. Mai bis 30. September), „Meerwind Südost“ und „Butendiek“.

Nicht erlaubt ist außerdem das Befahren von in Bau befindlichen Windparks, hier darf man eine Sicherheitszone von 500 Meter (meist durch entsprechende Betonnung angezeigt) nicht unterschreiten.

Was gibt es noch zu beachten?

Aktuelle Informationen gibt es in den Nachrichten für Seefahrer. Ankern und festmachen ist in den Windparks nicht erlaubt, man muss von den einzelnen Windrädern einen Abstand von mindestens 150 Meter halten, von anderen Anlagen (Umspannstationen oder ähnliche) mindestens 1000 Meter.

Im Zweifel würde ich lieber einen Bogen fahren. Vor allem nachts ist die Entfernung zu einem Windpark nur sehr schwer einzuschätzen, zuweilen sieht es aus, als wäre der gesamte Horizont mit blinkenen roten Lichtern zugestellt. Ein Anblick, an den wir uns werden gewöhnen müssen.

 

Fotos: Cassie Boca/Unsplash und Nicholas Doherty/Unsplash

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