Es herrscht Orca-Alarm. Mittlerweile nicht nur auf See, sondern auch in den (sozialen) Medien. Ist die ganze Orca-Aufregung begründet – und was kann man tun?
Fahrtensegeln, auch lange Strecken über die Meere und zu fernen Küsten, war ja noch nie so einfach wie heute. Denken wir nur mal an das Ozeansegeln im Rahmen organisierter Rallys, große Flotten mit lauter bunten Fähnchen an Booten, von denen nicht alle wirklich dazu geeignet scheinen, über einen Ozean zu segeln. Und navigieren muss man auch nicht mehr unbedingt können, das erledigt die moderne Elektronik für uns. Wind und Wetter selber „lesen“ ist ohnehin überflüssig, weil wir ja lauter gut informierte Wetterflüsterer haben, die uns jederzeit sagen können, wann wir am besten wo entlang segeln sollten, um mit maximalen Spaß und minimalen Stress zum erwünschten Zielhafen zu kommen. Ja, wir haben unsere Komfortzone bis weit auf die Ozeane hinaus ausgedehnt, in möglichst komfortablen und vermeintlich sicheren Schiffen. So kann sich eigentlich jede und jeder als moderner Entdecker fühlen, solange ein eher großes Schiff nur mit dem richtigen Klimbim ausgerüstet ist, der uns all die mühsam zu erlernenden Fähigkeiten abnimmt, die es einst dazu brauchte.
Soweit also alles schön und gut. Aber war da nicht noch was?
Nun kommen diese Spaßverderber, die „Killerwale“, diese bösartige Verwandtschaft der so putzigen und freundlichen Delfine und führen es uns vor: Seefahrt, in vergleichsweise dann eben doch eher kleinen Segelbooten, ist tatsächlich noch ein Abenteuer. Gefährlich und unberechenbar. Lebensgefährlich, womöglich, wie das Leben selbst.
Dieser Anblick verheißt für die meisten Segelnden nicht gutes… Fotos (2): NOAA/Unsplash
Es begann mit wenigen Vorfällen, doch die „Interaktionen“ mit Orcas nehmen zu – und weiten sich über ein großes Gebiet aus
Es begann mit wenigen Vorfällen und anfangs noch vereinzelten Berichten in seriösen Medien, aber seit die Angriffe – der „korrekte“ Begriff lautet „Interaktionen“ – zunehmen, diskutieren viele Betroffene, aber auch noch mehr der üblichen Experten, die das Problem nur vom Hörensagen her kennen, in Foren und Gruppen im
Internet. Die Extrempositionen reichen von „was habt ihr blöden Segler denn auch auf dem Meer verloren, das ist nun einmal das Habitat der Orcas“ bis hin zu „ich nehme eine Kanone mit an Bord und rotte sie am liebsten aus“. An Ratschlägen mangelt es also nicht. Sogar das erste Buch zum Thema ist bereits erschienen, vermutlich bieten clevere UnternehmerInnen bald auch spezielle Coachings und Orca-Interaktions-Survival-Kurse an. Oder eine „Orca-Erlebnis-Rally“, um die Kuschelzone betreut und organisiert zu verlassen um den einzigen, echten Nervenkitzel zu spüren?
Datenbank der Cruising Association
Seriös, faktenbasiert und unaufgeregt ist die Datenbank der englischen „Cruising Association“, die etliche Begegnungen mit Orcas erfasst und auswertet. Man erkennt dort folgendes: Es ist längst nicht mehr nur eine Gruppe von Orcas, mit der wir es zu tun haben. Und die „Interaktionen“ finden in einem zunehmend größeren Se…