Selbst im eigenwilligen Limfjord sticht diese kleine Insel noch als ganz besonders exotisch hervor.
Es weht, wie so oft hier, heftig aus West. Die breiteste Stelle des Limfjords, Livø Bredning, strahlt tiefdunkelblau bis grünlich unter der hellen Sonne, durchsetzt mit rasch wandernden, weißen Schaumkronen. Hier baut sich schnell eine fiese, kurze See auf, aber in Lee hinter der kleinen Insel Livø ist es schlagartig ruhig, das Wasser spiegelglatt.
Strand an der Ostseite der Insel Livø
Als wir hier anlegen, haben die Sommerferien in Deutschland und Dänemark noch nicht begonnen, außer uns liegt hier nur noch ein weiteres Boot. Bald darauf kommt die Fähre, die Anzahl der Menschen auf der Insel ändert sich dadurch nicht: Zwei Wanderer mit Zelten steigen aus, ein älteres Paar entert die Fähre um zum Festland zu schippern. Ein paar Kisten werden noch auf die Pier geschoben, die später von einem Jüngling mit Traktor abgeholt werden, dann ist die Fähre auch schon wieder weg. Nein, wir können es uns wirklich kaum vorstellen, dass es hier jemals voll werden kann.
„Youkali“ am Steg außerhalb des winzigen Hafenbeckens von Livø
„Aber doch!“, sagt der bärtige Mann im winzigen Inselladen, „bald haben wir hier eine Hochzeitsgesellschaft mit 120 Gästen!“
Wir bezahlen unser Liegegeld bei ihm und entdecken im Kühlschrank einen Schatz, nämlich ein paar Flaschen Pinot Blanc aus dem Elsass. Der Bärtige ist in Erzähllaune, aber vermutlich sind wir ja auch die einzigen Kunden an diesem Tag, und er ist ein guter Verkäufer. Gratuliert uns zum erstklassigen Wein und schwärmt gleich wieder davon, wie sie die Insel dekorieren wollen für die Hochzeit, mit bunten Lampions und einer Feuerstelle für die gemütlichen Abende und eben allem, was dazu gehört. Immerhin 200 Betten haben sie hier auf dieser Insel, im ehemaligen Krankenhaus. Etwas gruselig ist das schon, das Krankenhaus war eher so eine Art rustikaler Irrenanstalt, da denke ich doch lieber an die Geschichte der Maler, die hier 1971 eine sich selbst versorgende Künstlerkolonie aufbauen wollten, aber leider an ihren Misserfolgen in der Landwirtschaft gescheitert sind. Die bekanntesten unter ihnen waren Per Kirkeby (1938 bis 2018) und Bjørn Nørgaard (geboren 1947).