Ernest Hemingway: Inseln im Strom

Hemingway, Inseln im Strom

Dieses wunderbare Buch ist wahrhaftig keine Neuerscheinung. In deutscher Übersetzung erschien es zuerst, glaube ich, 1971. Acht oder neun Jahre nach dem Tod Ernest Hemingways, des Autors, herausgebracht wurde es von seiner Witwe Mary Hemingway.

Ich bin ein Hemingway-Fan, aber nicht deswegen steht es auf der Liste meiner ewigen Top-Lieblingsbücher. In gewisser Weise ist es sogar ein wenig untypisch für Hem und anders als der überwiegende Rest seines umfangreichen Werkes. Und weil es mir neulich wieder in die Hände fiel und ich es wieder gelesen habe, mit womöglich noch größerer Begeisterung als vor zig-Jahren, werde ich es hier empfehlen.

Das Setting ist das Meer, und tropische Inseln darin – vor allem Bimini und Kuba, aber auch die Seefahrt selbst. Wunderbar beschrieben, in dem unnachahmlichen Stil, der Hemingways „Markenzeichen“ wurde, ist das Buch auch ein Zeitdokument, über ein Leben in einer Zeit und einer Welt, die es so natürlich auch schon lange nicht mehr gibt. Obwohl erst nach 1970 veröffentlicht, spielt die Handlung in den 1930er und 1940er Jahren.

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Hemingway beim Schreiben

Für mich ist dieses Buch das schönste, was Hem geschrieben hat, abgesehen von „Paris – Ein Fest fürs Leben“, was im ersten Teil des Buches oft zitiert wird. „Inseln im Strom“ ist so fein, menschlich, geradezu zart, wie er in seinen Büchern sonst nie war, verletzlich und doch auch stark. Traurig ist es, stellenweise auch lustig. Die eigentlichen Themen des Buches sind universell und zeitlos, viele davon auch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen, sehr relevant und bewegend: Liebe, Einsamkeit, Verlust und Trauer sind ja auch einige der ewigen Kernthemen des Mensch-seins.

Im ersten Teil, „Bimini“, wird der Maler Thomas Hudson, der zurückgezogen in einem schönen Haus auf der Insel lebt, von einem alten Freund und seinen Söhnen besucht. Hudsons, alias Hemingways, Familie, seine Frauen und Kinder sind das durchgehende Motiv, welches sein Leben und seine Emotionen bestimmt. Im zweiten Teil, „Kuba“, geht es um seine wahre große Liebe. Auch dies eine emotional komplizierte Geschichte, die viel über Hemingway sagt. Und zwar über eine Seite von ihm, die er Zeit seines Lebens nicht gerne öffentlich machte. Denn seine Sensibilität und Verletzlichkeit passten überhaupt nicht zu dem von ihm gepflegten Image des draufgängerischen Raubeins und Abenteurers.

Im dritten Teil, „Auf See“, kämpft Hudson mit seinem als Forschungsschiff getarnten Motorkutter für die US Navy gegen deutsche U-Boote und deren Besatzungen. Hudson und seine Crew verfolgen in diesem Teil des Buches einige überlebende Deutsche aus einem von der Navy versenkten U-Bootes, die sich auf den kleinen Inseln vor der Küste Kubas verstecken. Natürlich geht es dann auch hier noch einmal um den Tod – sogar, ob Hudson selbst am Ende überlebt oder nicht, bleibt offen.

Fazit: Packende Hemingway-Prosa, großartige Figuren, tolles Setting und spannende Handlungen. Dieses Buch hat das alles, und mehr – nämlich sehr viel Autobiografisches von Hemingway selbst und ungewöhnliche Einblicke in sein Wesen. Wie gesagt, wirklich lesenswert!

 

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