Portugal, klebend am äußersten südwestlichsten Rand Europas, besteht ja vor allem aus Küste (was natürlich nicht wirklich zutrifft, auch das Hinterland wird gerade und völlig zu recht entdeckt). Es ist aber vor allem dem Meer zugewandt, dem Atlantik um genauer zu sein. Seefahrt spielt in diesem Land vor allem historisch eine enorme Rolle, aber keine Seefahrt zum Vergnügen, so wie wir sie betreiben. Dennoch ist es ein großes Vergnügen, wenn auch kein ungefährliches, die lange portugiesische Küste entlang zu segeln. Und nicht einfach nur daran vorbei, sondern einige der unterschiedlichen und spannenden Häfen und Orte anzulaufen. Viana do Castelo ganz im Norden, dann natürlich Porto ebenso wie, nur ein paar Meilen weiter, die Lagune von Aveiro. Und so weiter: Figueira da Foz, Nazaré, die Berlengha-Inseln, bis man nach Lissabon kommt. Und dann, schließlich, um das Cabo de Sao Vicente herum, den südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands, an die Küste der Algarve mit ihren Lagunen und Flüssen.
Küste beim Cabo de Sao Vincente
Die meisten Häfen der Westküste lassen sich nicht bei jedem Wetter anlaufen, bei starkem Westwind und ungünstigem Stand der Tide (ablaufend Wasser) kann es unmöglich und lebensgefährlich sein, was leider immer wieder tragische Unfälle von Yachten beweisen, deren Skipper es trotz dieser widrigen Umstände versucht haben.
Mit diesem Buch nun haben wir die Chance, diese facettenreiche Küste – auch wenn das landschaftlich nicht unbedingt so scheinen mag, aber der erste Blick trügt – auch aus der Perspektive eines Landmenschen kennenzulernen. Eines Kenners, obendrein, eines Portugiesen, der sich intensiv mit seiner Heimat beschäftigt hat. Paulo Moura ist dort ein bekannter Journalist. Mit dem Motorrad fährt er immer die Küste entlang. Im kleinen Dorf Afife stößt er auf ein verlassenes Tanztheater mit einer erstaunlichen Entstehungsgeschichte, in Tamera auf eine Kolonie deutscher Aussteiger. Er begleitet die Hafenarbeiter von Lissabon und die Fischer von Sesimbra bei ihrer harten Arbeit und erzählt von den portugiesischen Literaten, die im 19. Jahrhundert den vornehmen Badeort Figueira da Foz für sich entdeckten.
Das alles ergibt ein stimmungsvolles Bild Portugals. Und ermöglicht uns segelnden einen zweiten, neuen, anderen Blick auf dieses faszinierende, oft verkannte und unterschätzte Land. Sehr empfehlenswert!