Anna Lange und Malin Knodel: Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan

Anna und Malin: Zwei Mädels, ein Boot, kein Plan. Ein anderer Titel hätte auch sein können: Das erste Mal, oder: Die vielen ersten Male. Denn diese beiden erfrischend unkomplizierten jungen Frauen (so kommen sie im Buch jedenfalls rüber) haben wirklich so gut wie keine Ahnung von dem, auf das sie sich mit ihrer Segeltour einlassen. Anfangs. Aber die Lernkurve ist steil und heftig. Da kann ich fast neidisch werden, bei all diesen ersten Malen, die ich schon so lange vergessen habe, weil sie so weit zurück liegen und weil das alles so selbstverständlich geworden ist. Also, hier: Das erste Ablegen. Das erste Mal hinaus auf See (naja, auf die Ostsee). Der erste Anleger. Die erste Fahrt bei viel Wind (relativ). Der erste Nachttörn. Das erste Meeresleuchten (im Becken des Pumpklos). Und so weiter, das erste Dies, das erste Das… es nimmt kein Ende.

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Aufregend ist es, war es vor allem anfangs, für die beiden allemal. Und wie schön, dass sie alle ihre Fans, ihre Leserinnen an ihrer Reise – und damit ist weniger das Segeln an sich gemeint – so offenherzig und unverstellt teilhaben lassen. Im Buch, wie auch in ihren mittlerweile sehr populären Videos.

So werden in diesem Buch einige Dinge über das Fahrtensegeln und das dauerhafte Leben an Bord deutlich, die anderswo kaum noch erwähnt werden, weil sie, siehe oben, bei erfahreneren Crews eben schon so selbstverständlich geworden sind. Eine Art von „Betriebsblindheit“, also. Bei Anna und Malin jedoch lesen wir, wie hoch die Hochs sein können, unterwegs an Bord, aber wie tief auch die Tiefs sind. Emotionale Amplituden, die bei einem „normalen“ Leben (was ist das eigentlich?) an Land in dieser Ausgeprägtheit eher nicht vorkommen. Und eine Begeisterungsfähigkeit und ein unvoreingenommenes Staunen über all das wunderbare Neue, welches sich die beiden hoffentlich noch lange werden bewahren können.

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In diesem Segelbuch, das vielleicht auch eher für NichtseglerInnen oder Neulinge im Metier geschrieben wurde, kämpfen sich keine heroischen Salzbuckel um Kap Horn. Soweit also schon mal sehr gut. Und besagte alten Salzbuckel können das Buch der beiden gerne auch mal lesen, sie hätten wohl ihr (heimliches) Vergnügen daran. Eben, weil hier so viele Dinge beschrieben werden, die sie selbst wohl schon längst vergessen haben.

Denn ja, einfach mal losfahren, mit einer Mischung aus Selbstvertrauen, gesundem Respekt (Angst) und ebenso gesundem Menschenverstand, das ist ja schon immer empfehlenswert gewesen. Wobei der Grad der Blauäugigkeit nicht zu heftig werden darf, denn sonst geht es womöglich doch schief. Aber auch hier haben die beiden so ziemlich alles richtig gemacht – mit einem erfahrenen Mentor in Person des offenbar wunderbaren „Opa Heiko“, der den beiden nach einem Fehlstart, der ebenfalls ausgiebig und freimütig beschrieben wird, sogar sein eigenes, geliebtes Boot vermacht hat. Und dann einige Wochen bei ihnen an Bord mitgesegelt war, um ihnen zumindest das Allernötigste zu zeigen und beizubringen.

Eigentlich könnten meine Töchter das Buch auch mal lesen. Allerdings würde ich ihnen dann schon erklären, dass Anholt nun wirklich keine „Hochseeinsel“ ist…

 

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Das folgende Interview haben wir vor einiger Zeit per e-mail geführt.

Wie geht s Opa Heiko aktuell? Seid ihr viel in Kontakt?

Opa Heiko geht es super. Nachdem er mit uns sechs Wochen auf der Ostsee segeln war um uns sein Schiff zu übergeben und um uns das Segeln näherzubringen, hat er sich einem neuen Projekt, ein sechs Meter langes Segelboot, gewidmet.

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Schönste Begegnung bis jetzt?

Puh, davon hatten wir etliche. Mit Menschen und Tieren gleichermaßen. Mit dem Wissen, dass wir viele Leute nur ein einziges Mal sehen werden, und ein Wiedersehen unwahrscheinlich ist, lässt uns das diese Begegnungen besonders intensiv genießen.

Schönster Ort bis jetzt?

Uns hat die Westküste Schwedens an der Grenze zu Norwegen sowie der Schärengarten vor Stockholm und die Ålandinseln sehr beeindruckt.

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Und euer schönstes Erlebnis?

Auch davon gibt es etliche. Wir haben täglich Momente, in denen wir angesichts der Schönheit und der Kraft der Natur schweigend an Deck stehen und dankbar sind, so etwas erleben zu dürfen. Highlights waren die Fahrt durch Paris entlang am Eiffelturm, und das Segeln durch die Felslandschaften von Schweden. Wahrscheinlich eins der schönsten Segelreviere der Welt.

Tiefpunkt? Habt ihr jemals ans Aufhören gedacht?

Das Leck mit unserem alten Boot im Mittelmeer war wohl das größte Tief bisher, denn wir waren ja gerade mal mit der Segelei gestartet und hatten den naiven Glauben, wir könnten nun mit diesem Boot durch die Weltgeschichte segeln. Aber ohne diese zugegeben sehr glimpflich abgelaufenen Situation wären wir nun nicht mit einem hochseetauglichen Schiff unterwegs, hätten das wunderschöne Skandinavien nicht bereist, und die vielen Menschen unterwegs niemals getroffen. Wir haben oft stressige Situationen, in denen nicht alles glatt läuft, haben sogar Angst, aber im Nachhinein lassen uns diese Momente unser Abenteuer noch mehr genießen. Denn das wollten wir doch: Ein Abenteuer, außerhalb der Komfortzone. Jeden Tag Dinge erleben, die man noch nie vorher gemacht, gesehen, oder gefühlt hat. Deswegen läuft eigentlich fast alles nach unseren Wünschen, und ganz sicher alles so wie es sein soll.

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Wie geht es weiter? Noch ein Winter im Norden an Bord? 

Wenn man uns kennt weiß man, dass wir nicht viel im Voraus planen. Gerade in diesen ungewissen Zeiten fahren wir damit gut. Aber an Reisezielen hapert es nicht. Uns reizt der hohe Norden (z.B. Norwegen) genauso wie der warme Süden (Mittelmeer). In welche Richtung wir unseren Kurs in den nächsten Monat setzen, steht noch nicht fest.

Was kommt nach dem Ostseetörn?

Vielleicht ein Nordseetörn, um neben Norwegen auch die Shetland-Inseln, das Vereinigte Königreich zu besegeln, vielleicht machen wir uns auch auf den Weg ins Mittelmeer.

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Seid Ihr euch immer einig (beispielsweise nächster Hafen, segeln oder nicht segeln, etc)?

Meistens sind wir uns einig. Und wenn nicht, finden wir trotzdem eine Lösung. Auf so engem Raum und vor allem beim Segeln ist kein Platz, keine Zeit für unnötige Auseinandersetzungen. Wir leben jetzt nun schon zwei Jahre auf einem Boot, das schafft man nur als Team.

Was hat euch diese Tour bis jetzt schon gebracht an Positivem?

Wenn man etwas Ungewohntes tut, etwas, was man die letzten 23 Jahre seines Lebens noch nie gemacht hat, dann lernt man wirklich jeden Tag etwas dazu. Über einen selbst, über seinen Gegenüber. Wir eignen uns Menschenkenntnisse an, denn wir haben nur mit „Fremden“ zu tun. Wir wagen uns an die Technik unseres Bootes, weil wir auf uns allein gestellt sind. Wann war es das letzte Mal, dass du etwas das erste Mal getan hast? Wir können diese Frage IMMER mit „Heute“ beantworten.

Reparaturen am Boot, die heftige Lernkurve, ist das schwer? 

Anfangs sind wir bei jedem Problem überfordert. Fällt plötzlich der Motor aus, belesen wir uns und fragen in der Community auf den sozialen Medien nach Hilfe. Und die ganzen Informationen sind erstmal überfordernd. Bisher gab es aber noch kein ungelöstes Problem. Unsere Lernkurve verläuft extrem steil. Wenn wir vor zwei Tagen überspitzt gesagt nicht einmal wussten, wo sich der Motor überhaupt befindet, wissen wir nun über die Funktionsweise und die Reparatur eines Anlassers Bescheid.

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Für wen, welche Art von Leserinnen ist das Buch gedacht? 

Zum einen natürlich für unsere mittlerweile stark gewachsene Community mit 13.000 Menschen, die uns täglich verfolgt und unterstützt. Zum anderen für junge Menschen, die nach Inspiration suchen, und sich ein wenig „Mut anlesen“ wollen, um die eigene Komfortzone zu verlassen und neue Dinge zu wagen.

Wie viel Zeit kostet Euch das Filmen, Schneiden, Veröffentlichen auf You Tube? 

Für einen 20-minütigen You Tube-Film benötigen wir circa 20-25 Stunden im Schnitt. Er entsteht aus circa eine bis drei Stunden Rohmaterial. Wir veröffentlichen jeden Sonntag einen Film. Die Plattform Instagram bedienen wir täglich, dafür benötigen wir circa zwei Stunden.

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Verdient Ihr damit nennenswertes Geld? Oder warum macht Ihr das?

Anfangs wollten wir damit nur unsere Familie und Freunde auf dem Laufenden halten. Plötzlich haben sich auch fremde Menschen, die uns nicht persönlich kannten, im Internet verfolgt. Wir haben unsere Leidenschaft für die Videografie, Fotografie und das Schreiben entdeckt und so beschäftigen wir uns nun täglich mit diesen Themen. Das wir nun ein wenig Geld damit verdienen ist eine kleine Belohnung für all die investierte Zeit.

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