C’est presque au bout du monde / Ma barque vagabonde / Errante au gré de l’onde / M’y conduisit un jour / L’île est toute petite / Mais la fée qui l’habite / Gentiment nous invite / A en faire le tour… hier eine stark vereinfachte Übersetzung: Mein kleines Boot vagabundiert fast bis zum Ende der Welt, aber da taucht die Insel auf. Sie ist sehr klein, wird aber von einer freundlichen Fee bewohnt, die uns herzlich einlädt.
Was das soll? Dies ist die erste Strophe eines Chansons, entstanden Mitte der 1930er Jahre in Paris. Kurt Weil war dort im Exil, auf der Flucht vor den Nazis. Für seine dort geschriebene Oper „Marie Galante“ vertonte den von Roger Fernay verfassten Text. Klar ist es kein Zufall, dass dies ein langsamer Tango, auch: Tango Habanera, wurde. Das Lied ist einfach ganz und gar Tango, voller Romantik, Leidenschaft und Melancholie. So geht es weiter im Text (grob übersetzt):
Es ist das Land unserer Sehnsüchte
Es ist Glück, es ist Vergnügen
Es ist das Land, in dem wir alle unsere Sorgen hinter uns lassen
Es ist, in unserer Nacht, wie ein Blitz
Der Stern, dem wir folgen
Es ist Youkali
Kurt Weil lebte in Paris in eher prekären Verhältnissen, ungewohnt für ihn, nach den großen Erfolgen, die er gemeinsam mit Bertold Brecht in den 1920er und frühen 30er Jahren feiern konnte: Weil schrieb die Musik zur Dreigroschenoper (1929), zu „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (1930) und „Die sieben Todsünden“, das 1933 schon in Paris uraufgeführt wurde. Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland und der damit einhergehenden, unsicheren Zukunft war die Sehnsucht nach einem Land wie Youkali sehr real – nicht nur bei der Prostituierten Marie Galante, der Titelheldin der Weil’schen Oper. Sie sehnt sich nach einem Ort, wo sie als Mensch geachtet wird und in Frieden und Liebe leben kann.
Leider muss nicht nur die Marie erkennen, dass Youkali nicht existiert, sondern „nur“ ein Traum ist.
Die Oper „Marie Galante“ wurde kein kommerzieller Erfolg. Das Lied Youkali allerdings ist bis heute beliebt und in zahllosen Interpretationen lebendig. Für die Sängerin Lys Gauty war es zudem die heimliche Hymne der Résistance.
Inseln haben ja eine besondere Faszination für Seefahrer. Eine phantastische Insel wie Youkali natürlich umso mehr. Ein sehr schöner Name also, wie ich finde, für mein neues schwimmendes Haus, Domizil, Schreibklause, und zur Not eben auch Einweg-Ticket in ein Land wie Youkali, wo auch immer es liegen mag. Das neue Schiff: Youkali.