Wilfried Erdmanns Logbuch über einen „letzten” (?) Törn nach Norden. Eine wunderschöne Reise, wie ich hier an Land sitzend finde. Im sogenannten „nassen Dreieck“ ging es im Sommer 2016 über Norwegen und den Shetlands zu den Faröern und über die Westküste Schottlands, durch den Caledonian Canal und quer über die Nordsee zurück. Eine große Reise, schlicht und einfach berichtet. Wilfried Erdmann gibt sich gelassen, wie es nur einer kann, der auf seinem Gebiet alles erreicht hat, der weder sich noch sonst jemanden noch irgendetwas beweisen muss.
Ziemlich ungeschönt und authentisch berichtet er also auch hier, wie man es wohl von ihm erwartet, in diesem Buch vielleicht aber noch deutlicher als zuvor. Bewundernswert ist es allemal, im Alter von 76 Jahren noch solch eine Reise voller Strapazen zu unternehmen, gemeinsam mit seiner Frau Astrid, deren Alter natürlich, da ist er ganz Gentleman, nicht preisgegeben wird. Was allerdings deutlich gesagt wird: Es ist ein miserabler Sommer, selbst für nordische, für schottische Verhältnisse regnet und stürmt es 2016 zu viel und dazu ist es sehr kalt, und das macht den beiden schon schwer zu schaffen.
Dennoch bereuen sie es am Ende nicht, diese doch offenbar ziemlich anstrengende Reise unternommen zu haben, im Gegenteil. Obwohl sie zuweilen die Nase voll haben: „Die Nordsee sieht mich nie wieder!“, proklamiert Astrid Erdmann nach ihrer glücklichen Ankunft auf Helgoland. Wie ernst sie es damit meint, bleibt offen. Ebenso wie die Frage, ob dies nun wirklich ein „Abschiedstörn“ vom Segeln war, oder ob es die beiden irgendwann bald nicht doch wieder hinaus ziehen wird auf See. Fazit: Ein schönes, ruhiges Segelbuch, nachdenklich und nicht ohne Humor und Selbstironie und absolut lesenswert. Dazu mit vielen Fotos und auch sonst sehr ansprechend gestaltet von Kym Erdmann, dem Sohn der beiden, der in Kiel als Grafikdesigner lebt.