Ein Katamaran wird kommen…

Was schwer zu erobern ist, wird meist besonders begehrenswert. Kennt jeder. Na ja, innerhalb vernünftiger Grenzen jedenfalls (bisous, chérie!). Und ein neues Schiff suchen ist ja auch immer spannend. Und meist vergnüglich, zuweilen kann es auch abenteuerlich werden. Jedenfalls war ich, wir, auf der Suche nach einem Katamaran. Einem bewohnbaren, einem permanent bewohnbaren Katamaran (mehr zum Thema Katamaran in einem nächsten Blog – on popular demand).

Im späten Herbst fuhren mein Sohn Ole und ich nach Irland, um dort einen sehr viel versprechenden Kelsall Kat in Augenschein zu nehmen. Er lag in Youghal (gesprochen „Jaul“, oder so ähnlich), in einer Flussmündung an einer Mooringtonne. Als wir ankamen, hing der Himmel über Irland mal wieder tief, die Wolken fetzten übers Meer und der Wind heulte uns mit 35 bis 40 Knoten um die Ohren. Dazu der eine oder andere heftige Schauer und die Tide, die mit Macht aus dem Fluss hinaus in den Atlantik floss.

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Nicht die idealen Bedingungen für eine Schiffsbesichtigung. Aber dazu waren wir nun einmal her gekommen. Und der Eigner wollte uns wohl auch nicht enttäuschen. Ohne zu zögern schleppte er ein kleines Gummiboot mit kurzen Paddeln an den steinigen Strand. Ich machte den unverzeihlichen Fehler, nicht meinen Instinkten, Bauchgefühl, was auch immer es sein mag, zu vertrauen. Sondern diesem freundlichen, älteren Herren, der uns sein Schiff verkaufen wollte. Zu dritt enterten wir den Radiergummi und paddelten los, immerhin lag das Objekt der Begierde nur geschätzte 200 Meter vom Ufer entfernt. Und wir trugen, das sei hier betont, Schwimmwesten.

Wind und Tide packten uns – und spülten uns, knapp nur, am Schiff vorbei. Aber vorbei ist eben trotzdem vorbei. Hektisches Paddeln, immerhin schafften wir es, uns zu einer verlassenen Mooringtonne zu bugsieren und dort festzuhalten, um wieder zu Puste und klaren Gedanken zu kommen. Und auch gleich mal eine besonders heftige Schauerbö abzuwettern. In der ruhigeren Phase vor der nächsten Wolkenwand schafften wir es zur nächsten Tonne, und so weiter – um es kurz zu machen: in einem weiten Bogen arbeiteten wir uns höchst mühsam und so gerade eben wieder zurück an Land. Die ganze Unternehmung hatte zwei Stunden gedauert. Durchnässt bis auf die Haut waren wir froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Wie schnell das doch geht.

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Zum Glück blieben wir zwei Tage, anderntags hatte sich das Wetter marginal beruhigt und unser Eigner sich auf meine Bitten hin vom Nachbarn ein anständiges, schweres, hölzernes Ruderboot mit langen Riemen ausgeliehen. Ein Klacks, damit zum Katamaran zu kommen. Alles gut, inklusive Schiff. Noch auf dem Flughafen von Dublin rief ich den Makler an und machte ein Angebot. Hm, zugegeben, ein sehr niedriges. Aber man kann es ja mal probieren. Der Makler war sich nicht sicher, ob wir noch weiter miteinander reden sollten, taten es dann aber natürlich doch. Trotzdem stockten die Preisverhandlungen irgendwann, andere Interessenten sahen sich das Schiff an. Ich sah mich derweil wieder auf dem Markt um, nach Alternativen. Einige gab es, aber Katamarane sind hervorragende Blauwasser- und Langfahrtyachten und in diesem Fall war das ein kleines Problem. Die Dinger liegen überall – Polynesien, Malaysia, Tobago, Mittelamerika. Im Mittelmeer gab es auch welche, in Südfrankreich sah ich mir zwei an. Eins untauglich, das andere pas mal, aber auch irgendwie zu teuer. Ein vermutlich sehr schöner Kat war mir so kurz vor der Nase weg gekauft worden, dass ich auf den Kosten der dann eben gar nicht mehr angetretenen Reise sitzen blieb. Schicksal. Dann rief der erste Makler an mit der erfreulichen Nachricht, der Eigner habe nun doch mein letztes Angebot angenommen. Ich hatte mich gerade in einen anderen Kat verkuckt, der lag allerdings in der Türkei. Ich dachte einen Tag nach und – bekam zu hören, dass der Kelsall in Irland nun doch verkauft sei!

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Schicksal? Es gab Schwierigkeiten mit den anderen Käufern, offenbar, jedenfalls war ich zwei weitere Tage später wieder im Rennen. Zwei Tage vor Weihnachten wurde der Kaufvertrag unterschrieben: Ein Kat für den Tannenbaum! Wenn das nichts ist…

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