Johannes Erdmann: Allein über den Atlantik

Johannes Erdmann infiziert sich als Zehnjähriger. Durch die Segelmagazine seines Onkels setzt sich der Segelvirus in ihm fest und lässt ihn bis heute nicht mehr los. Optisegeln, mit 13 Jahren das erste eigene Boot, Sommertörns auf dem größeren Boot, das Onkel und Vater gekauft haben, Sportbootführerschein See, erste Ostseetörns auf einer Shark 24. Mitsegeln auf dem Atlantik. Zunächst sieht Erdmanns Werdegang wie der vieler junger Segler aus.

Doch dann tut sich nach dem Abitur und der Ausmusterung der Bundeswehr ein Zeitfenster von elf Monaten bis zum geplanten Studienbeginn auf. Ein paar Monate mit seinem 5,70 Meter langen Waarship durchs Mittelmeer? Nein, doch lieber gleich eine Atlantiküberquerung. Wenn er die Fellowship 27 „Maverick“ von Vater und Onkel geliehen bekommt, will er sich alleine dieser Herausforderung stellen.

Die Bootseigner geben schnell ihr Okay und so beginnt der Abiturient aus Wolfsburg neben dem fürs Schiffsbaustudium nötigen Praktikum die Sponsorensuche und Ausrüstungsbeschaffung.

Nach stressigen Monaten und einer nervenaufreibenden Trailerfahrt nach Portugal schwimmt die „Maverick“ schließlich Ende Oktober im Hafen von Lissabon. Letzte Arbeiten am Schiff werden im Dauerregen erledigt und es wird schon hier klar, dass das Schiff alt und nicht mehr im besten Zustand ist.

Die Überfahrt nach Madeira setzt Erdmann dann mit Sturm, zerrissenem Großsegel, Seekrankheit und Zahnschmerzen zu. Von La Gomera startet der Segler schließlich über den großen Teich.

Knapp 30 Buchseiten sind der Überquerung gewidmet. Weit ausführlicher beschreibt Erdmann seine anschließenden Erlebnisse in der Karibik (wo vor allem Reparaturen auf dem Plan stehen), auf den Bahamas (wo ein befreundetes Paar mitsegelt) und in den USA, wo er die „Maverick“ letztlich verkauft. Vorher ist ihm schon klar geworden, „wie Scheiße es ist, allein unterwegs zu sein“. In den USA trifft er seine Schulfreundin Kristina – der Beginn einer Liebes-Beziehung.

Johannes Erdmann hat sicher noch nicht die erzählerische Klasse seines (nicht verwandten) Namensvetters, Weltumsegler Wilfried Erdmann. Die Frage, wie viele Gurkenscheiben ein Fastfood-Restaurant auf seine Burger legt interessiert beispielsweise nicht wirklich. Doch mit seiner Unbekümmertheit beim Segeln wie auch beim Schreiben sorgt Erdmann neben Seglern wie Uwe Röttgering oder Sönke Röver für frischen Wind in den Reihen der meist älteren Fahrtensegler.

Der Leser muss sich also daran gewöhnen, dass der Liegeplatz im Hafen inzwischen nach dem bestmöglichen Empfang des Wireless-Lan-Signals für den Internetzugang gesucht wird.

Das Internet ist für Fahrtensegler inzwischen einfach enorm wichtig. Über Tagebucheinträge auf ihren Homepages erreichen sie so schon während ihrer Reise eine große Popularität. Johannes Erdmann knüpft mit seinem Buch (auch dank guter Fotos) an den Erfolg von www.allein-auf-see.de an. Schade ist da nur, dass der Verlag hier offenbar aufs Lektorat verzichtet hat und sein Text nur so vor kleinen Fehlern strotzt.

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