Hätte ich es damals gewusst. Dass ich dies hier schreibe, an Bord des Bootes, auf dem ich lebe. Ich kann mich so gut daran erinnern, wie es damals war. Mit meiner Freundin Janne auf der Carter 30 meiner Familie, die ich mir mit meinem Bruder und meinen Eltern teilte, auf einem langen Ferientörn an die schwedische Westküste. Zuhause, an Land, hatte ich auf die Schreibmaschine, auf der ich meine Manuskripte tippte, eine aus der Zeitschrift „Yachting World“ ausgeschnittene Kleinanzeige geklebt. Als Karotte vor der Nase des Maultieres, heute würde man sagen: als Incentive, für die Arbeitsmoral. Angeboten war ein „30-ton Gauntlet Cutter“, aus Teakholz gebaut in den 1950er Jahren, bestimmt war es ein fantastisches Schiff, im richtigen Leben habe ich es nie gesehen. Aber auf diesem ersten langen Schwedentörn habe ich es mir schon vorgestellt, wie es wäre. An Bord eines solchen Schiffes zu leben, hier und anderswo, segeln und schreiben. Irgendwann viel später ist es dann ja auch so gekommen, wenn auch auf anderen Schiffen.
Etliche weitere Touren nach Schweden und anderswohin lagen dazwischen. Und in diesem Spätsommer kam dann, nach vielen Jahren, die Rückkehr an die Westküste, wenn auch nur als untypisch kurzer Abstecher auf dem Weg nach Süden. Ich muss dazu erklären, dass ich, seit ich nun wieder an Bord lebe, es überhaupt nicht eilig habe, irgendwann irgendwo hin zu kommen. Das Bordleben zu genießen reicht mir vollkommen. Wenn es mir irgendwo gefällt, bleibe ich. Bis ich davon genug habe und der Wind günstig weht für die Weiterreise.
Dass dieser Schwedentrip so kurz war, hatte mit den Ferienzeiten meiner Kinder zu tun, die abends in Skagen an Bord kamen und sofort auslaufen wollten, schnell noch hinüber nach Marstrand, mir war es recht. Also ab in diese wunderbare Welt zwischen den Felsen, mit diesen Küstendörfern, eins zauberhafter als das nächste. Aber nun picken wir uns die absoluten Rosinen heraus – ein paar Ankerplätze, dazu Kyrkesund und Kjäringön, zum Beispiel. Vor allem letztere eine wunderbare kleine Insel, im Sommer beliebt und belebt und überlaufen und nun, schon nach der Saison, angenehm ruhig. Leere Häfen erlebten wir auch in Marstrand und anderswo, wo sich im Juli die Boote quasi stapeln.
Und doch überfielen mich all die Erinnerungen an all die früheren Touren. Wie dankbar ich bin, dass ich sie habe. Und neue hinzufügen kann, an diese wunderbaren, intensiven, glücklichen Spätsommertage an der schwedischen Westküste.
Von hier aus segelten wir dann schon wieder nach Süden, ich hatte eine Verabredung mit dem Jahrestreffen der GFK Klassiker in Kiel. Danach blieb ich eine ganze Weile in Arnis an der Schlei, was auch eine wunderschöne Zeit war. Ein skandinavisches Jahr ist dieses Jahr für mich geworden, und ich merke immer stärker, ich könnte mich noch sehr viel länger hier herumtreiben, um an einzelnen Orten zu bleiben, wenn nur das Wetter etwas freundlicher wäre. Dafür war es im Süden zu heiß, also will ich mich nicht beschweren. Im Großen und Ganzen war es ein wunderbarer Sommer, auch wenn der sich nun zum Ende neigt, zumal eben hier im Norden.
Im Winter werde ich voraussichtlich in Aarhus sein und diese wunderbare Stadt entdecken. Wo es mich im kommenden Jahr hin zieht? Es gibt verschiedene Ideen und viele Möglichkeiten. Neue, aber auch viele vertraute Ziele locken. Jedes davon ein Traum, ein Versprechen.