Anke und Uwe Müntz haben einfach mal „Blau gemacht“ – und damit alles richtig gemacht, inklusive dieses Buches. Eine wunderbare Reise haben sie gesegelt, eine Traumreise: Das atlantische Europa erkundet, am westlichen Rand des Kontinents (und weiter, zum Beispiel nach Island und Marokko). Einige der Gegenden und Inseln und Häfen, die hier beschrieben werden, habe ich vor vielen Jahren selber per Boot bereist. Das gibt vielleicht eine besondere Verbindung zum Buch, nach dem Motto: Mal schauen, wie diese beiden das erlebt haben und was sich so alles verändert hat – aber das Buch ist garantiert auch für alle anderen LeserInnen ein Vergnügen.
Warum hebt es sich so wohltuend von vielen anderen Segelbüchern ab? Es ist einfach mal gut geschrieben, nämlich ohne zu dramatisieren oder zu prahlen, dafür mit einem sicheren Blick und feinem Empfinden für das Menschliche an Bord und an Land, dabei gewürzt mit einer wohltuenden und erfrischenden Prise Humor und Selbstironie. Keine Klugscheißerei, keine Überheblichkeit, kein Belehren. Daher sind die beiden während ihrer Reise durch die verschiedensten Gegenden und Kulturen durchweg freundlich und meist geradezu herzlich aufgenommen worden. Na klar, die Einstellung macht’s ja auch und wie man auf andere Menschen zugeht. Diese beiden hier jedenfalls wurden mir beim Lesen richtig sympathisch.
Die beiden starteten von Greifswald aus zur Erfüllung ihres großen Traumes und zu einer Hochzeitsreise der wohl eher besonderen Art. Durch Dänemark ging es nach Norwegen, dann weiter über die Shetland-Inseln zu den Färöern und schließlich nach Island, was sie quasi umrundeten. Von dort wieder nach Süden, genauer: nach Irland, dann nach Galicien an der Nordwest-Ecke Spaniens und die Küsten hinab nach Portugal, wo die beiden in Lagos an der Algarve eine kurze Winterpause einlegten. Danach segelten sie nach Marokko, wo sie auch ausgedehnte Landausflüge in das Atlasgebirge unternahmen, und von dort dann hinaus in den Atlantik nach Porto Santo (Madeira), zu den Azoren und in die Bretagne. Von dort ging die letzte Etappe heimwärts über die Kanalinseln und durch die südliche Nordsee und den Nord-Ostsee-Kanal zurück in die Ostsee und schließlich in den Heimathafen Wieck bei Greifswald.
500 Tage waren sie unterwegs und haben eine rund 8500 Meilen lange „8“ in den Nordatlantik gepflügt. Das passt, ist doch die 8 das Symbol der Unendlichkeit. Denn mit dem Ende dieser Reise war ihr gemeinsames Liveaboard-Leben noch nicht vorbei, und das sich das Gefühl, dass es so sein wird, schon beim Heimkommen ganz leise ankündigte, wird am Ende des Buches erst angedeutet und dann, mit einem Foto ihres neuen, jetzigen Schiffes auf der dritten Umschlagseite, bestätigt.
Sie haben, wie es in einem Werbetext zum Buch heißt, „unzählige Kaps umfahren, Inseln angelaufen und umlaufen, Berge erklommen, Täler durchwandert und Krater umrundet, haben sich in atlantischen Sternennächten verloren, die schmerzhafte Stille der Sandwüste gespürt, sich vom Tosen der Wasserwüsten und dem Polarlichter-Elfentanz verzaubern lassen. Sie sind Eissturmvögeln, Walen und Delfinen begegnet, haben Wüstenschiffe und Arganziegen getroffen, Polarfuchs und Troll gute Nacht gesagt. Viele kleine und großartige Begegnungen haben sie gemacht: mit anderen Neugierigen, Wasservagabunden und Reisenden, mit reservierten Isländern und gut gelaunten Iren, höflichen Azoreanern, stolzen Berbern und entspannten Bretonen, verdrossenen Wallonen und beflissenen Germanen.“ Was, könnte man denken, kann denn da jetzt noch kommen? Das ist natürlich ganz klar: Ein dauerhaftes Leben als nomadisierende Liveaboards, was so ganz anders ist als jeder Alltag an Land.
Ich jedenfalls bin gespannt darauf, mehr von den beiden zu hören und wünsche mir, dass sie weiterhin so unterhaltsam schreiben (Uwe) und eindrucksvoll fotografieren (Anke), wie sie es in diesem Buch gezeigt haben.
Fazit: Tolle Reise, tolles Buch. Unbedingt lesen!