Claudia und Jürgen Kirchberger: Hart am Wind

Hier haben wir ein klassisches Abenteuerbuch. Und was für eins! Claudia und Jürgen Kirchberger zeigen uns, wie ein wirklich wildes Leben aussehen kann, und das sowohl zu Wasser, auf allen Weltmeeren, als auch an Land. Ihr Schiff, die Stahlketsch „La Belle Epoque“, kaufen sie in ihrem heimatlichen Österreich als relatives Wrack und arbeiten Jahrelang daran, es in einen seetüchtigen und bewohnbaren Zustand zurück zu versetzen. Dabei wussten die beiden, worauf sie sich einließen, denn dies war nicht der Beginn ihrer Abenteuer. Schon vorher hatten sie eine zweijährige Segelreise unternommen, von Kalifornien durch den Panamakanal in die Karibik und den Atlantik – wo es mit einem Seenotfall vorerst endete.

Davon lassen sich echte Abenteurer nicht abschrecken. Zwei Jahre später also der Kauf der „La Belle Epoque“ in Österreich, und hier beginnt das Buch denn auch. Mit diesem Schiff erlebten sie mehr als genug, um gleich mehrere Seglerleben füllen zu können. Und, um das vorweg zu nehmen, eigentlich auch mehrere Bücher. Die beiden lebten an Bord und segelten nach Nordnorwegen, überwinterten auf 70 Grad nördlicher Breite im Altafjord. Weiter ging es nach Grönland mit Überwinterung dort im Eis. 2013 gelang ihnen die Durchquerung der Nordwestpassage von Ost nach West, den folgenden Winter verbrachten sie in Alaska. Von dort ging es endlich in wärmere Regionen, in den Pazifik und nach französisch Polynesien. Weiter für einen längeren Aufenthalt nach Neuseeland, dann durch den gefürchteten südlichen Ozean und die Brüllenden Vierziger weiter nach Chile. Es folgte ein Jahr Patagonien inklusive einer Überwinterung dort, bevor die beiden auch noch die Gewässer und Inseln der Antarktis und des Südatlantik erkundeten bevor es schließlich, vorerst, nach Europa zurück ging.

Das alles ist wirklich beeindruckend, und spannend. Und es ist eine unglaubliche Fülle an Stoff. Dies alles in nur ein Buch zu vermitteln, ist also nicht ganz einfach. So bleiben die Beschreibungen des Erlebten zuweilen leider eher etwas stereotyp und eindimensional, bei diesen teils extremen Situationen vermisst man beim Lesen oft etwas mehr Emotionen und Tiefe. Allerdings, es ist wie eingangs gesagt ein Abenteuerbuch und kein Roman.

Ich vermute und hoffe, dass hier noch mehr Bücher kommen werden. All dies hätte Material für drei, fünf, und mehr Bücher abgegeben. Alleine über die Nordwestpassage hätte man ein Buch füllen können, über das Überwintern im Eis Grönlands natürlich auch, ebenso sicher wie über die Rückkehr an Land und die Konflikte, welche die beiden mit sich ausmachen müssen bei eben dieser Rückkehr versus des bis dahin gelebten Nomadentums.

Aber die beiden planen natürlich schon längst neue Abenteuer und so ist dieses Buch eine gute Übersicht über ihren Lebensabschnitt mit „La Belle Epoque“. Mit der sie sicher auch wieder unterwegs sein werden. Oder? Wir dürfen gespannt bleiben.

Das Buch „Hart am Wind“ gleich hier in unserem Literaturboot-Buchladen bestellen und sich bequem liefern lassen.

 

Hier geht es zur Webseite der Autoren.

 

Wer mehr über die Nordwestpassage lesen möchte, dem sei auch dieses Buch empfohlen: „Nordwestpassage für 13 Arglose und einen Joghurt“ von Tina Uebel. Hier geht es zur Literaturboot-Rezension.

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