Wie verrückt muss man sein, um mit einem vier Meter kurzen Bötchen, das aussieht wie ein Schuhkarton mit Segel, alleine um die Welt zu segeln! Aber natürlich mag ich Verrückte, zumindest solange diese so sympathisch, bescheiden und harmlos sind wie Yann Quenet. Und es tut auch einmal ganz gut, wenn sich jemand über alle seglerischen Konventionen hinweg setzt, einfach mal sein Ding macht und mit einem „Tiny Boot” um die Welt segelt …
Bei aller Verrücktheit also kann ich nicht anders, als ihn für seinen Mut in jeder Hinsicht zu bewundern. Für sein Durchhaltevermögen und seine Beharrlichkeit. Ich finde es ehrlich gesagt völlig unvorstellbar, dass er solch eine extreme Reise durchzieht – und sie dann auch noch, in großen Teilen jedenfalls, genießt. Aber nicht nur deshalb ist das Buch spannend zu lesen, er selbst entwickelt sich auf dieser Reise auch weiter – es ist, wie in jedem klassischen Roman, die „Reise des Helden“, die hier ja durchaus wörtlich zu nehmen ist. Nämlich von einem sehr schüchternen und menschenscheuen Menschen hin zu einer Person mit Selbstvertrauen, die bald auch die anfangs eher noch gefürchteten Begegnungen und den Austausch mit anderen Menschen zu schätzen lernt. Wobei ihn die große Anerkennung, die er schon im Laufe seiner Reise erfährt, immer wieder überrascht. Er selbst bleibt in seiner Bescheidenheit und sieht sich nicht als Held oder sonst wie außergewöhnlich, sondern nur als den Mensch, der er ist, und der nun einmal mit einem sehr kleinen Boot unterwegs ist. Nicht mehr und nicht weniger.
So ist es schön zu lesen, dass auch solch eine Art zu segeln funktioniert. Extrem reduziert und einfach; er baut sich zum Beispiel unterwegs eine Wind-Selbststeueranlage selbst – nein, er bastelt sie sich, gefühlt würde ich sagen aus Besenstilen, Sperrholzresten und ein paar Bändseln. Und dann steuert „Bébert“, wie er seine Kreation tauft, ihn und sein Schiffchen zuverlässig um die zweite Hälfte der Welt.
Wir sehen also wieder einmal, es muss keine luxuriöse „Megayacht“ von 60 oder 80 Fuß sein. Noch nicht einmal für eine Weltumsegelung. Wobei, klar, es kommt eben auf die persönliche Einstellung an. Es muss ja nicht gleich ganz so extrem auf nur vier Metern sein. Doch zwischen vier und 24 Metern liegt ja auch ein breites Spektrum.
Als Segelnder kommt man einfach nicht aus dem Staunen heraus, wie jemand es schafft, derart einfach und scheinbar mühelos um die Welt zu segeln. Es kann jedenfalls niemand mehr behaupten, ein Abenteuer oder eine längere Segelreise könnte womöglich am mangelnden Geld scheitern!
Fazit: Eine unbedingte Leseempfehlung!