„One for the Rock” ist der erste Band einer Krimi-Reihe des kanadischen Autors Kevin Major um den ehemaligen, geschiedenen Lehrer Sebastian Synard, der sich nun als Reiseführer in St. John, Neufundland, durchschlägt und eine Schwäche, unter anderem, für seltenen Whisky hat. Seine Exfrau ist ausgerechnet mit einem Polizeiinspektor Olsen zusammen, mit dem Sebastian es hier – natürlich, möchte man sagen – zu tun bekommt.
Soweit das Setting, und ich finde es durchschnittlich originell. Am interessantesten ist für mich da noch den Ort St. Johns, der an einigen Stellen beschrieben wird. Vielleicht bin ich aber auch negativ beeinflusst, weil mich der Buchtitel – One for the Rock – direkt und sofort an die Titel einer anderen Krimireihe erinnert, einer älteren und wie ich finde auch sehr viel lustigeren, originelleren und unterhaltsameren: Die Reihe um Stephanie Plum von Janet Evanovitch, deren Titel lauten: One for the Money (Band 1), Two for the Dough (Band 2), Three to get Deadly (Band 3) und so weiter, insgesamt 30 Bände gibt es davon.
Die Titel einer Reihe auf diese Weise zu wählen ist aber auch ein schöner Einfall, den darf man nach vielen Jahren dann wohl schon mal kopieren. Leider ist Sebastian Synard nicht so witzig wie die chaotische und liebenswerte Stephanie Plum (und all die anderen schrägen Charaktere in ihrer Welt), und eigentlich will ich ja auch gar nicht vergleichen, wenn die Titel nicht so direkt dazu einladen würden.
Sebastian Synard kommt in einigen Passagen etwas gestelzt herüber. Vielleicht ist es der Stil, oder auch die Übersetzung, auf jeden Fall sind mir viele Szenen etwas zu gewollt lässig oder zuweilen auch machohaft geschrieben. Vielleicht findet Kevin Major in den folgenden Bänden zu einem etwas authentischeren Tonfall. Ebenso ist Sebastians Umgang mit seinem Sohn recht zweidimensional geraten, das ist zumindest mein Empfinden als Vater von drei Kindern.
Aber von alledem einmal abgesehen spricht doch auch einiges für das Buch: ein tolles Setting (Neufundland) und eine spannende Geschichte. Obwohl, leider kommt auch hier gleich wieder ein kleines „obwohl”, man die Lösung des Plots schon ziemlich bald errät, vor allem, wenn man früher mal Agatha Christie gelesen hat. Mehr darf ich dazu an dieser Stelle aber nicht sagen, denn dann wird das Ganze noch weiter gespoilert. Doch allen „obwohls“ zum Trotz ist „One for the Rock“ ein kurzweiliges Lesevergnügen. Das ist auch kein Wunder, denn der Autor ist ein erfolgreicher Vielschreiber, und so bin ich gespannt auf weitere Folgen mit Seb Synard. Und ob sich der etwas holprig geratene Start dann noch glättet, was ich durchaus hoffe.