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Ein außergewöhnliches Buch: Alfred Mylne, Yacht Designer

Alfred Mylne Yacht Designer

Eine Rezension von Ron Valent

Wenn ein Buch fast drei Kilo wiegt, fünfhundert Seiten hat und über hundert Euro kostet, bewege ich mich vielleicht auf dünnem Eis, wenn ich behaupte, dass es in keiner Bibliothek jedes einigermaßen begeisterten Yacht-Enthusiasten fehlen sollte. Alfred Mylne, Yacht Designer ist allerdings auch nicht bloß irgendeine weitere Biografie über einen Konstrukteur von Segel- oder Motoryachten, wie es bereits viele gibt. Dieses Buch ist sehr viel mehr als das.

Dieses Werk übersteigt die einfachen Qualitäten gängiger Biografien in besonderer Weise. Die Autoren, David Gray und Neil Lyndon, haben 20 Jahre Forschung und eine große Wertschätzung und Liebe für Mylnes Arbeit in einem Buch gebündelt, das nicht nur einen intimen Einblick in das Leben des Konstrukteurs bietet, sondern so ganz en passant auch die vielen Entwicklungen im Yachtbau und bei den Vermessungsregeln während der vielleicht interessantesten Periode des Yachtsports behandelt.

Ein außergewöhnliches Buch: Alfred Mylne, Yacht Designer - Literaturboot - Buchkritiken, Empfehlung, Maritime Bücher

Zwischen 1871, dem Geburtsjahr von Mylne, und seinem Tod im Jahr 1951 entwickelte sich der Segelsport von einem gelegentlichen Zeitvertreib auf umfunktionierten Arbeitsbooten über die mächtigen Schoner und Gaffelkutter des europäischen Adels und der amerikanischen Industriekapitäne, die um den America’s Cup kämpften, bis hin zu dem Zeitvertreib, wie wir ihn heute kennen: Als in den 1950er Jahren die Massenproduktion von Yachten allmählich einsetzte und das Segeln für alle zugänglich wurde. Diese faszinierenden Entwicklungen verlaufen parallel zu Mylnes Leben, und die Autoren haben dies in einer außerordentlich zugänglichen, aber dennoch akribisch recherchierten und historisch und wissenschaftlich sehr fundierten Weise dargelegt.

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Was das Buch noch interessanter macht, sind die vielen Rennberichte, bei denen sich die Autoren die Mühe gemacht haben, nicht nur über Mylne-Yachten zu berichten, sondern auch den anderen Teilnehmern und ihren Konstrukteuren Raum zu geben. Außerdem haben sie sich entschieden, nicht wie üblich nur die großen Yachten zu behandeln, sondern wirklich jede Art von Boot, das von Mylne und seinen Zeitgenossen entworfen wurde. Fahrtenyachten, offene Jollen, Meterklassen und große Motoryachten. Alles wird ausführlich behandelt.

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So bekommt man in einem Buch über Mylne eine Fülle von Informationen über die anderen Größen der Zeit wie Fife, Watson und Nicholson gratis dazu, aber auch weniger bekannte Konstrukteure ziehen mit ihren Yachten und Errungenschaften an den lesenden vorbei. Auch über diese anderen Konstrukteure haben die Autoren in den vielen Archiven, in denen sie wohl Jahre ihres Lebens verbracht haben, viele bislang unveröffentlichte Fakten aufgedeckt. Sehr interessant beschrieben sind auch die Abschnitte über den Kampf um die Gunst der Regatta- und Fahrtensegler, in den diese Yachtkonstrukteure ständig verwickelt waren.

Das Buch ist hervorragend illustriert mit Dutzenden von Zeichnungen von herausragender Klarheit und Qualität. Hinzu kommen Hunderte von wunderschönen Schwarz-Weiß-Fotografien, die einen noch nie dagewesenen Einblick in das gesamte Spektrum des Segelsports in der Zeit geben, die viele immer noch als das Goldene Zeitalter des Segelsports bezeichnen.

Die letzten hundert Seiten sind gefüllt mit Farbfotos, Zeichnungen und Geschichten über die große Zahl der von Mylne entworfenen Yachten, die heute noch segeln. Viele von ihnen sind in der klassischen Regattaszene aktiv. Außergewöhnliche Boote, von denen man oft annimmt, dass sie von Fife oder Watson stammen, die aber in Wirklichkeit allesamt Schöpfungen dieses offensichtlich viel zu wenig beachteten Schiffbauers sind. Der große Schoner Naema, die wunderschöne Gaffelketsch Thendara, der vor einigen Jahren bei Robbe & Berking Classics neu auferstandene 12er Jenetta, die prächtige Motoryacht Atlantide, die derzeit bei Royal Huisman in den Niederlanden komplett restauriert wird, sowie wunderschöne 6- und 8-Meter-Yachten und Dutzende von kleineren Booten.

Dieses Buch ist das Lebenswerk von David Gray und Neil Lyndon. Es ist ein Werk der Liebe, und das sieht man. Es ist vielleicht etwas seltsam, derartig über etwas so alltägliches wie ein Buch zu schwärmen. Aber ich bin davon überzeugt, dass dieses Buch „Alfred Mylne, Yacht Designer“ einen bedeutenden Beitrag dazu leistet, die Geschichte des Yachtsports aus einer außergewöhnlichen Epoche aufzuzeichnen und einem interessierten Publikum nahezubringen. Und das obendrein auf eine so lebendige und zugängliche Weise.

Alfred Mylne, Yacht Designer. Von David Gray und Neil Lyndon. In englischer Sprache. 510 Seiten mit über 700 Fotografien und Zeichnungen. Es kostet 119,73 Euro bei Amazon.

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