Leuchttürme sind Hoffnung, Trost, Wegweiser. Manchmal auch Rettung. Wer auf See und in finsterer Nacht endlich das helle Blinken eines Leuchtfeuers in der Kimm entdeckt, weiß gleich, zumindest in etwa, wo er ist auf dem Meer, alles zuvor Ungewisse rückt sich zurecht. Dort! Da ist das Kap so-und-so, wir sind auf dem richtigen Kurs… Selbst dann, wenn in der Morgendämmerung das Licht des Leuchtturms verblasst und schließlich ganz verschwindet, lang noch bevor die Küste selbst im heraufziehenden Tag endlich in Sicht kommt – man hat doch eine Peilung genommen, in der Nacht, man weiß, wo es langgeht…
Lyngvig LT (kommt im Buch allerdings nicht vor)
In Zeiten der Satellitenhilfe ist das natürlich gar nicht mehr so, wie schade, die armen Menschen, die das so intensiv nie mehr erlebt haben. Leuchttürme sind so kraftvolle und oft mystische Orte. Sie haben diese, naja: Ausstrahlung, sie ziehen auch BesucherInnen an Land an. Sofern sie überhaupt trocknen Fußes erreichbar sind, viele sind dies eben auch nicht. Immer stehen sie an besonders exponierter Stelle, immer irgendwo an irgendeinem „Ende der Welt“, stets haben sie etwas Romantisches und oft auch Heroisches an sich. Sie sind zwar vor allem, aber eben auch nicht nur Seezeichen, sie beflügeln die Fantasie, vielleicht auch im Wissen um die schwierige Entstehung oder den Geschichten von Helden und Genies und Visionären und Abenteurern unter den Menschen, die mit der Idee, der Planung, dem Bau und schließlich vor allem auch mit dem Betrieb eines solchen Leuchtturms zu tun hatten. Genau dies vermittelt dieses schöne Buch und da spielt es auch gar keine Rolle mehr, dass es, wie im Vorwort frei heraus vermerkt, von einer absoluten Landratte geschrieben wurde. Das zeigt nur einmal mehr, wie stark die Faszination dieser Orte und Bauwerke auch auf nicht seefahrende wirkt.
Wacht auch über die Wäsche – LT auf Ouessant
Geschichten also ohne Ende und daher auch immer wieder fesselnde Unterhaltung. Liebevoll präsentiert in einem kleinen Buch, dessen Rücken in zünftig rot-weiße Leuchtturmstreifen gehalten ist. Wunderschön Illustriert, die Leuchttürme werden in feinen Grafiken gezeigt, dazu gibt es jeweils eine Karte sowie die wichtigen Daten inklusive Position und Kennung.
Die Leuchttürme in diesem Buch sind nicht geografisch, sondern alphabetisch nach Namen sortiert. Es ist nun einmal kein nautisches Leuchtfeuer-Verzeichnis, aber es sind auch einige Leuchttürme aus unseren heimischen Segelrevieren dabei – naja, zumindest von den Küsten Englands, Schottlands und der Bretagne beispielsweise, aber auch aus dem Mittelmeer. Sowie natürlich wirklich exotischen Locations wie Alaska, Sibirien oder dem südlichen Chile…
Dieses Buch jedenfalls gehört ohne Frage in jede Bordbibliothek und mach auch an Land ungeheuer viel Freude!