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Zapotek und die schlafenden Hunde

Der Nachfolger der Bootsbauerei Klokenzin bei Greifswald entführt die beileibe nicht verschlafenen Riesenpudel seiner naiv-liebenswerten Verpächterin, der Witwe seines früheren Chefs. Einkünfte aus einer Risikolebensversicherung vermutend, stellt er eine beachtliche Lösegeldforderung. Doch das infolge früherer Ermittlungen nicht ganz reine Gewissen lässt den Hamburger Kriminalhauptkommissar Zapotek, der vor ca. 30 Jahren aus der DDR geflohen ist, auf die Spur des Anabolikahandels im Leistungssport tappen, wo er nun ganz anders geartete kriminelle Energien weckt. Die Pudel tauchen wieder auf, stattdessen wird die Witwe entführt und der Bootsbauer ermordet.

Doch in diesem Krimi übertreten nicht nur die Täter das Gesetz, sondern auch die Opfer und schließlich sogar der außerdienstlich ermittelnde Zapotek und sein Vorgesetzter. Letztere können die Personenentführung nicht der lokalen Kripo melden, da die Witwe zwischenzeitlich Hauptverdächtige im aktuellen Mordfall wurde. Die daraufhin von Zapotek selbst gestellte und entwaffnete Entführerin wird neben der Entführten zur Komplizin der Hamburger Ermittler und erhält schließlich von ihrem Opfer eine großzügige Belohnung als Starthilfe in ein einfacheres Leben. Dem Mörder konnte nicht nur die Tat am nahezu unschuldigen Pächter der Bootsbauerei nachgewiesen werden, sondern auch der Raub der von ihm selbst erwirtschafteten Schwarzgelder, den er nicht begehen konnte, da diese zwischenzeitlich durch die Riesenpudel verwaltet wurden. Wie gut, dass die Millionen ihm später als Pseudobeweis untergeschoben wurden. Alles klar?

In dem zweiten Krimi Claudia Ruschs treffen wir die bereits aus Zapotek und die strafende Hand bekannten Akteure, es ist also eigentlich kein komplett neuer Fall, sondern eine echte Fortsetzung des  ersten Bandes, der sich aber auch ohne dessen Lektüre gut lesen und verstehen lässt.

Persönlich betrachte ich das Leben auch ohne Krimis als aufregend genug, doch Zapotek II habe ich im Rusch-Rausch verschlungen – schimmert doch die charmante Berliner Autorin, die uns bereits während des ersten Literaturbootfestivals auf dem Kümo Gesine wortgewandt in ihren Bann zog, in jeder Zeile durch und sorgt für so manchen Schmunzler.

Die Autorin kontrastiert das ungeliebte Klokenziner Elternhaus und den ‚theoretischem Hafenblick‘ der Ottensener Dachgeschosswohnung sowie die Hamburger Kriminalbeamten mit den ‚vermeintlichen Provinztrotteln der Stralsunder Polizei‘. Aus dem Haus in Klokenzin wird ein behagliches Heim, aus Kowalewski wird Hansen und so nordet sich Manches  ein. Geheiratet wird übrigens auch, sogar auf einem Schiff, aber wer hier wen ehelicht, das darf an dieser Stelle gern offen bleiben. Ebenso wie die Geschichte des Notizbuchs aus dem Tresor des verstorbenen Gatten sowie die Nachfluchtgeschichte von Henning Zapotek und seiner Jugendliebe Ulrike, von denen ich, selbst wenn ich wollte, leider (noch) nicht berichten kann.

Doch die Hauptstärke Claudia Ruschs liegt wohl in dem mal kritischen, mal ironischen und meist humorvollen Psychologisieren, das die Lektüre des mare-Krimis auf geschmeidigem Papier zum wahren Lesegenuss macht. Und vertraut man den Andeutungen, dürfen wir uns schon auf den dritten Fall freuen! Bleibt nur noch zu hoffen, dass der segelnde Kommissar uns irgendwann auch auf das Meer entführt.

Fazit: Lesen, nicht verschlafen!

 

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